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Patricia Koelle: Bücherherbst

In Schwärmen sammeln droben sich die Stare
zum Aufbruch, und in dunklen Schwärmen fliegen
Gedichte und Geschichten durch die Jahre
wo im September sie noch schwerer wiegen.

Mit Wolken drängt mein Lesen in den Norden
wird mit dem Nebel Grenzen überborden.
Ich wünschte meiner Texte Echos hingen
so zart wie Raureif an den kleinen Dingen.

Mit Kranichen ziehn Fragen nach dem Süden
und suchen einen Aufwind sich aus Worten
damit sie nicht im Straßengrau ermüden –
da oben kann der Stadtlärm sie nicht orten.

Mein Denken schleicht still mit dem Frost nach Westen
es sucht dort alles, nur nicht alten festen
betretnen Boden unter seinem Tasten,
so auch kein lässig starr gewordnes Rasten,

denn meine Zeilen treiben mit den Blättern
und auf dem kühlen Morgen weit nach Osten.
Sie bilden sich dort neu auf allen Wettern
daß nicht in ihrem Bau die Sätze rosten.

Wenn Farben schwellen, Sturm und Vogelzug
ist meiner Sprache nichts von Gegenwart genug.
Kein Absatz ruht erfüllt auf dem Papier
und dennoch schreib ich immer wieder – hier.

Einführung: Dieses Gedicht habe ich gefunden, als ich für einen Lyrik-Kalender nach Texten zum Herbst gesucht habe. Es hat mich sofort tief beeindruckt. Seine Sprache ist so wunderschön und das Reimschema wirklich genial, weil es mit zwei Schemata spielt und sie immer abwechselt. Ich habe in der Gegenwart selten ein so brillantes Gedicht gefunden. Noch dazu freu tmich, dass es von einer Frau geschrieben worden ist. Ich finde auch wundervoll, welche tiefgründigen Bilder sie für den Prozess des Schreibens gefunden hat. Sie berührt mich damit als Selbstschreibende tief und ich bewundere ihre Art, in Bilder zu kleiden, was sie innerlich vollzieht. Bei mir ist es etwas anders und nicht so herbstlich-melancholisch. Aber dazu schaut lieber in mein eigenen Gedichte. Auch da gibt es einen Text zu meinem inneren Schreibprozess, allerdings ungereimt. Mich würde sehr interessieren, was ihr dazu denkt und ob ihr mit den dort gefundenen bildlichen Darstellungen etwas anfangen könnt.

Patricia Koelle wurde 1964 in den USA geboren und ist in Berlin aufgewachsen, wo sie heute noch lebt.

Quellenangabe: © Patricia Koelle, online gefunden auf dem blog monatsgedicht.wordpress.com

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