Vanessa Diffenbaugh: Die verborgene Sprache der Blumen
Einführung: Einst gab es die Sprache der Blumen und wir können sie noch heute nutzen. Es geht darum, welche Botschaften in welcher Blume stecken.
Im 19. Jahrhundert soll das eine richtige Mitteilungskultur zwischen Paaren gewesen sein, ähnlich vielleicht wie heute SMS: Man schenkte Blumen und die oder der Liebste wusste genau Bescheid, was man sagen wollte oder wie die Stimmung auf der anderen Seite gerade war, was die oder der Andere wollte usw.
Dabei spielten die Sorten der Blumen eine Rolle, ihre Farbe und teilweise auch, welches Stadium die Blüte hatte, ob sie eine Knospe, Blüte oder Frucht war.
Die Vermittlung des Wissens darüber wird in zwei Ebenen einer (Liebes-)Geschichte und der Entwicklung einer jungen Frau verwoben: Veronica, die als Kind zwischen verschiedenen Familien hin- und hergeschoben wurde, weil sie niemand so richtig haben wollte, ihre Beziehung zu einer ihrer Pflegemütter und deren Neffen, die ebenfalls eine komplizierte Vergangenheit haben und deren schrittweises Weiderfinden in der Gegenwart, während Veronica sich mit Hilfe der Blumensprache ein eigenes Business aufbaut und schließlich einer weiteren Generation in Gestalt ihrer Tochter, die sie erst weggibt und zu der sie schließlich vorsichtig doch wieder eine Beziehung aufbaut, mit Hilfe der beiden Menschen, zu denen sie in ihrem Leben die längste Beziehung hatte und die sie z.T. durch eigene Fehler zeitweilig verloren hat.
Dabei hilft ihr die Familie einer Blumenhändlerin, die ihr zuerst eine Chance gibt und sie auch später weiter unterstützt.
Es ist eine ziemlich verschachtelte, komplizierte Angelegenheit, bei der immer wieder die Blumen und ihre Sprache eine Rolle spielen.
Es geht um den Mut, sich den eigenen Schatten und Ängsten zu stellen und schrittweise eine Beziehung zu sich selbst, dem eigenne Körper und den Menschen um sich herum aufzubauen, statt wie früher davonzulaufen und abzublocken.
Es geht um die Kontaktaufnnahme zu anderen Menschen durch Blumen und um Botschaften, die durch sie möglich sind.
Es geht um Kunst in Form von Fotografie, um Liebe, Ehrlichkeit und Chancen, die genutzt werden können.
Ich finde dieses Buch sehr empowernd und habe eine Weile selbst mit der Bumensprache gearbeitet, zwar nicht mit realen Blumen, aber mit Blumensträußen in Form von Listen. Ich habe aufgeschrieben, bei welchen Blumen mit ihren Botschaften ich denke, dass sie zu jemandem passen oder das sich jemandem diese Eigenschaften wünsche und das hat viel Freude ausgelöst.
Am Ende des Buches gibt es auch ein Blumensprache-Lexikon und ich habe im Internet nach weiteren Botschaften recherchiert, um mir mein eigenes Lexikon anzulegen.
Vielleicht werde ich irgendwann kleine Blumentöpfe mit der Blumensprache bepflanzen oder selbst Blumensträuße zusammenstellen lassen. Ich finde, in dieser Sprache liegt etwas sehr Harmonisches, Liebevolles, Künstlerisches, Spielerisches, Leichtes und ich bin der Autorin sehr dankbar, mich damit in Kontakt gebracht zu haben.
Sie verschweigt auch nicht, dass es auch weniger schöne Deutungen der Blumen gibt und man damit auch Leid auslösen kann, dass es auch schmerzhafte Erfahrungen im Leben gibt, weicht ihnen aber nicht aus, sondern thematisiert sie und dadurch bekommt die Geschichte sehr viel mehr Tiefe und man bekommt einen ganz anderen Begriff zu der Blumensprache, als wenn man einfach nur die Bedeutungen lesen würde. Ich kann mir vorstellen, dass es auch Menschen gibt, die denken: Was soll ich mit einer vermeintlichen Sprache, die schon hunderte Jahre alt ist?
Aber im Gegensatz zu Latein und Altgriechisch ist diese Sprache nach wie vor vorhanden, man kann sie "sprechen" (lassen) und sie ist heute noch lebendig.
Ganz besonders schön finde ich, dass sie auch ohne Worte funktioniert und Gefühle ausdrücken kann, für die wir keine Sprache haben und die viel zu komplex für unsere festgelegten Wörter sind.
Man schenkt Schönheit, widmet der anderen Person Zeit.
Natürlich muss es nicht nur immer eine erotische Botschaft sein. Ich finde, diese Sprache eignet sich sehr gut auch für Freundschaften oder andere Beziehungen, die nicht unbedingt mit körperlicher Liebe oder Anziehungskraft zu tun haben müssen.
Aber trotzdem sind Blumen ja etwas flexibles, viele Menschen mögen Blumen oder auch Früchte oder Kräuter und man kann mit ihnen so viel gestalten, dass sich bestimmt für jeden lieben Menschen etwas Passendes finden lässt, das derjenigen Person gefällt und der Botschaft, die man vermitteln will, entspricht.
Vanessa Diffenbaugh wurde 1978 in den USA geboren. Sie ist Kunsterzieherin und schreibt Romane.
Quellenangabe: Diffenbaugh, Vanessa; Die verborgene Sprache der Blumen; München, 2011.
Zurück zu Brilliante Bücher
Zurück zur Startseite