Lars Langfell
Oder: Der weiße Bär, der ein Braunbär sein wollte
Was Betty, Petty und Brauny alles zusammen machten
Betty und Petty wohnten nun schon fast drei Monate bei Brauny und seiner Familie. Sie alle drei waren die besten Freunde geworden und machten alles zusammen: Sie kletterten auf Bäume, spielten am Fluss und stellten allerhand Unfug an. Zum Beispiel stibitzten sie den Eichhörnchen ihre Nüsse, die sie auf Haufen gesammelt hatten und die sie später vergraben wollten, versteckten sich dann im Gebüsch und freuten sich diebisch, wenn die Eichhörnchen verzweifelt nach den Nüssen suchten und hin und her überlegten, ob sie sie vielleicht doch schon vergraben oder woanders hingelegt hatten.
Wenn Braunys Familie davon erfuhr, wurde sie sehr böse und die erwachsenen Bären schimpften ausgiebig mit ihnen. Sie waren dann immer ganz kleinlaut und versprachen, es nie wieder zu tun. Aber nach einer Weile konnten sie sich meistens nicht länger beherrschen und fingen wieder mit dem Unfug an.
Doch noch viel öfter und lieber spielten sie am Fluss oder auf einer großen Lichtung. Sie ließen Steine über das Wasser hüpfen, versuchten, über den Fluss zu springen, dort, wo es eine schmale Stelle und keine Trittsteine gab, lachten, wenn sie es nicht schafften und ins Wasser fielen, schwammen zusammen, bespritzten sich gegenseitig, spielten Fangen und Verstecken.
Die Begegnung
Langsam wurde es Herbst. Die Blätter färbten sich bunt und fielen von den Bäumen. Häufig stürmte es und die Blätter wurden vom Wind durch die Luft gewirbelt. Es regnete öfter und die Sonne schien seltener. Auch die Tage wurden kürzer. Die Bären spürten, dass es bald Zeit für den Winterschlaf sein würde.
An einem Tag, als ausnahmsweise sonniges Wetter war, spielten Betty, Petty und Brauny wie sonst am Fluss. Sie hatten gerade mit ihrem neuen Lieblingsspiel begonnen: Blätter fangen. Dabei mussten sie Blätter, die von den Bäumen fielen, auffangen, bevor sie am Boden landeten. Das war ganz schön schwierig, denn die Blätter wirbelten im Wind hin und her und man konnte sich oft gar nicht so schnell drehen, wie sie die Richtung änderten. Sie lachten laut, wenn sie bei dem Versuch, schneller zu sein, als sie es eigentlich konnten, umfielen oder sich verrenkten.
Plötzlich sagte Betty: "Was ist denn das?"
Petty und Brauny blieben stehen und drehten sich zu ihr um.
"Was denn?", wollte Petty wissen.
"Na seht ihr das denn nicht?", fragte Betty. "Da vorne." Und sie zeigte mit ihrer Pfote auf einen hellen Flecken zwischen den Bäumen.
Jetzt konnten Petty und Brauny es auch sehen.
"Ach, das ist bestimmt die Sonne auf den Blättern", meinte Petty. "komm, lass uns weiterspielen!"
Aber Brauny war neugierig geworden. "Ich glaub nicht, dass das die Sonne auf den Blättern ist", meinte er. "Kommt, lasst uns doch mal nachsehen."
Nach kurzem Zögern stimmten Betty und Petty zu und gemeinsam liefen sie ein kurzes Stück durch den Wald, bis sie - vor einem anderen Tier standen, das ihnen seltsam ähnlich sah. Es hatte langes, flauschiges Fell wie sie und sah auch sonst so aus wie sie. Aber es gab da doch diesen einen großen Unterschied: Sein Fell war weiß, wie die Gischt im Fluss, dort, wo die Stromschnellen heftige Wirbel bildeten.
"Wer bist denn du?", fragte Brauny erstaunt.
"Und wo kommst du her?", fragte Petty.
"Ich bin Lars Langfell", sagte der weiße Bär.
Betty und Petty kicherten.
"Das ist aber ein komischer Name", fand Betty.
"Wie heißt ihr denn?", wollte Lars Langfell wissen.
"Ich bin Brauny und das sind Betty und Petty", erklärte ihm Brauny. "Wir wohnen hier im Wald in der großen Höhle. Und wo kommst du her?"
"Aus dem Zoo", sagte Lars Langfell.
"Aus dem ... was?", fragte Petty.
"Was ist ein Zoo?", wollte Betty wissen.
"Na, der Zoo eben", meinte Lars Langfell. "Wisst ihr denn nicht, was ein Zoo ist?"
Die anderen schüttelten die Köpfe.
"Na ja, im Zoo gibt es viele verschiedene Käfige", erklärte Lars Langfell. "Da wohnen Tiere aus der ganzen Welt drin, auch Bären wie ihr."
"Was?!", riefen Brauny, Betty und Petty gleichzeitig und starrten Lars Langfell entsetzt an.
"Du - du meinst, da sind Bären eingesperrt?", stieß Betty halb erschrocken, halb ungläubig hervor.
"Ja", sagte Lars Langfell. "So ist das halt im Zoo. Ist das denn hier nicht so?"
"Nein", sagten die anderen alle gleichzeitig und schüttelten wieder heftig die Köpfe.
"Komisch", sagte Lars Langfell. "Im Zoo ist das bei allen so."
"Und wieso bist du dann hier?", fragte Petty. "Wieso bist du nicht in deinem Käfig geblieben, wenn das so normal ist?"
"Ich war einfach neugierig und bin aus dem Käfig rausgegangen, als die Tür mal offen stand und dann bin ich einfach immer weiter gelaufen, bis ich halt hier gelandet bin", erzählte Lars Langfell. "Aber hier gefällt's mir überhaupt nicht. Hier ist es viel zu heiß."
"Heiß?!", rief Betty empört. "Es ist schon ziemlich kalt! Bald kommt der Winter, dann wird es noch kälter."
"Kalt?", wunderte sich Lars Langfell. "Nein, kalt ist es hier nicht. Mir ist richtig heiß. Soll er nur kommen, der Winter. Dann schwitze ich wenigstens nicht mehr so."
"Aber im Winter ist es doch langweilig", meinte Petty. "Da kann man doch nur schlafen, weil es zu kalt zum Rausgehen ist."
"Was? Ihr schlaft im Winter?", fragte Lars Langfell. Er wunderte sich immer mehr über diese seltamen Bärenkinder.
"Na klar", sagte Betty. "Im Winter ist es draußen zu kalt. Deshalb bleiben wir in unserer Höhle und schlafen."
"Das versteh ich nicht", sagte Lars Langfell. "Jetzt, wo es viel zu warm ist, findet ihr es kalt und wenn es richtig schön kalt ist, schlaft ihr bloß? Was seid ihr denn für Bären?"
Was er sagte, ärgerte die anderen Bärenkinder. Petty streckte Lars Langfell die Zunge heraus und äffte ihn nach: "Was seid ihr denn für Bären? Was bist du denn für ein Bär, wenn dir jetzt zu heiß ist und du im Winter draußen rumläufst, statt vernünftig zu sein und in deiner Höhle zu bleiben und zu schlafen?"
"Genau", sagte Betty. "Du bist bestimmt kein richtiger Bär. Du hast ja nicht mal richtiges Bärenfell."
"Doch hab ich das!", protestierte Lars Langfell.
"Hast du nicht", widersprach Betty. "Es ist weiß"
"Das ist doch bloß, damit man mich im Winter im Schnee nicht sieht", verteidigte sich Lars Langfell.
"Aber hier im Wald sieht man dich", sagte Petty. "Sogar schon von weit weg. Uns nicht. Du bist bestimmt kein richtiger Waldbär. Geh ja wieder da hin zurück, wo du hergekommen bist - in deinen blöden Zoo."
"Ja, genau", pflichtete Betty ihrer Schwester bei. "Und jetzt lass uns in Ruhe, wir wollen weiterspielen."
Sie nahm Petty an die Pfote und die beiden rannten lachend davon. Dabei drehten sie sich immer wieder um und streckten Lars Langfell die Zunge heraus.
Braunys Idee
Lars Langfell begann zu weinen.
Brauny zögerte. Er wollte seinen Schwestern nachlaufen, aber Lars Langfell tat ihm auch furchtbar Leid. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er selber ausgelacht und verspottet würde. Das musste schrecklich sein, so etwas zu erleben. Tröstend legte er Lars Langfell eine Pfote in den Rücken.
"Ich bin wohl ein richtiger Bär", schniefte Lars Langfell.
"Na klar bist du das", sagte Brauny aufmunternd. "Ich weiß auch nicht, was mit den Mädchen los ist. Weißt du, wir haben noch nie einen weißen Bären gesehen. Das ist schon ein bisschen komisch. Vielleicht haben sie einfach Angst vor dir, weil du so anders bist."
"Ja, stimmt", meinte Lars Langfell. "Wenn ihr das gar nicht kennt, kann ich verstehen, dass ihr Angst vor mir habt. Ihr habt mich auch erst ganz schön erschreckt. Aber ich kann doch nichts dafür, dass ich weiß bin."
"Natürlich nicht", sagte Brauny. "Wir können ja auch nichts dafür, dass wir braun oder schwarz sind. Aber deshalb brauchen sie noch lange nicht so gemein zu dir zu sein."
"Ich möchte gerne versuchen, so wie ihr zu sein und mitzuspielen", sagte Lars Langfell. "Aber ich weiß nicht wie und deine Schwestern würden mich ja auch nicht mitspielen lassen, oder?"
"Vielleicht doch", meinte Brauny. "Du musst dich nur irgendwie braun machen, so dass du aussiehst wie ich."
"Aber wie soll ich das denn machen?", fragte Lars Langfell.
"Na, vielleicht kannst du ja im Moorloch baden", schlug Brauny vor. "Wenn ich das mache, sieht mein Fell durch den ganzen Matsch, der da drin ist, hinterher ganz dunkelbraun und verkrustet aus, fast schwarz. Meine Mama schimpft dann immer, dass ich ein richtiger Dreckbär bin. 'Du siehst ja schon aus wie Betty und Petty', sagt sie dann zu mir, obwohl Betty und Petty meistens auch ganz schön dreckig sind. Bloß bei ihnen sieht man's nicht so, weil sie ja eh schon schwarz sind."
"Aber du bist ja schon braun", sagte Lars Langfell mutlos. "Das klappt doch bestimmt nicht bei mi."
"Versuch's doch einfach mal", schlug Brauny vor. "Vielleicht klappt es ja doch."
"Brauny, komm doch!", hörten sie in diesem Moment Betty rufen. "Komm Blättter fangen spielen!"
"Ja, gleich!", rief Brauny zurück.
"Nicht gleich, jetzt!", verlangte Petty.
Brauny überlegte schnell. Wie konnte er Lars Langfell das Moorloch zeigen und gleichzeitig mit seinen Schwestern weiterspielen? Schließlich fiel ihm eine Lösung ein.
"Ich muss schnell zu Betty und Petty zum Weiterspielen", sagte er zu Lars Langfell. "Aber frag mal die Wildsau nach dem Weg zum Moorloch. Die suhlt sich auch so richtig gerne da drin. Die hilft dir bestimmt."
"Und was soll ich machen, wenn das mit dem Schlamm nicht klappt?", fragte Lars Langfell ängstlich.
"Ach, dann denken wir uns einfach was Neues aus", meinte Brauny leichthin und fügte zuversichtlich hinzu: "Aber vielleicht klappt es ja doch."
"Ja", sagte Lars Langfell. "Vielleicht. Und was soll ich dann machen?"
"Wie meinst du das?", wollte Brauny wissen.
"Na ja, was soll ich machen, wenn es doch klappt?", bohrte Lars Langfell nach.
"Na, dann kommst du einfach und erfindest einen anderen Namen und sagst, dass du von woanders her kommst und ein neues Zuhause suchst, weil ... na weil ... du dich verlaufen hast und nicht mehr zurück findest. Oder so ähnlich. Dann lassen Betty und Petty dich bestimmt mitspielen. Sie haben nämlich im letzten Sommer auch ein neues Zuhause gesucht."
"Wirklich?"
"Ja, wirklich. Aber jetzt muss ich schnell zu ihnen, sonst werden sie noch ungeduldig und merken was. Bis nachher."
Und er flitzte in die Richtung davon, aus der vorhin Bettys und Pettys Stimmen gekommen waren.
Wie Lars Langfell sich verkleidete
Während Brauny zu seinen Schwestern zurück lief, suchte Lars Langfell die Wildsau. Er fand sie auch wirklich und sie zeigte ihm gern den Weg zum Moorloch. Das Moorloch war wirklich sehr schmutzig, voller Matsch und Schlamm und Schlick. Das Wasser war ganz schwarz davon geworden. Lars Langfell badete lange darin und als er wieder heraus kam, war sein Fell deshalb auch richtig verdreckt und schlammverklebt. Es sah ganz braun aus, genau so, wie Brauny es gesagt hatte. Erleichtert machte Lars Langfell sich auf die Suche nach Betty, Petty und Brauny.
Wie Betty und Petty auf die Verkleidung hereinfielen
Als er sie gefunden hatte, wunderten sich Betty und Petty über den braunen Bären und selbst Brauny erkannte ihn nicht auf Anhieb wieder. Erst als Lars Langfell sich als Berny Braunbär vorstellte und die Geschichte erzählte, die Brauny für ihn erfunden hatte, war ihm klar, dass der braune Bär nur der vom Baden im Moorloch braun gewordene Lars Langfell sein konnte. Aber Betty und Petty wussten nichts davon. Im Gegenteil: Sie freuten sich über den neuen Spielkameraden und wollten ihm gleich zeigen, was sie alles für Spiele kannten. Als erstes brachten sie ihm das Blätterfangen bei. Darin war Berny Braunbär aber ziemlich schlecht. Er fiel andauernd um und bewegte sich ganz anders als die anderen Bärenkinder. Betty und Petty lachten ihn aus, aber Brauny rettete ihn.
"Lasst uns doch an den Fluss gehen und da weiterspielen", schlug er vor.
Das machten sie auch. Beim Steinchen-Hüpfen-Lassen war Bernie Braunbär sehr gut. Und beim Fischen war er sogar besser als die anderen Bärenkinder.
"Das kannst du aber gut", sagte Betty bewundernd.
"Danke", sagte Berny Braunbär. "Soll ich einen Fisch für dich fangen?"
"Oh ja, bitte, bitte!", rief Betty und hüpfte ganz aufgeregt auf und ab. Dann beobachteten sie, Petty und Brauny gespannt, wie Bernie Braunbär sich konzentrierte und dann - zack - ins Wasser langte und einen riesigen Barsch herauszog. Der Fisch zappelte wild in seiner Pfote, aber Bernie Braunbär ließ ihn nicht los und schlug ihn heftig gegen einen Stein am Ufer. Dann gab der Fisch Ruhe und Bernie Braunbär überreichte ihn stolz der begeisterten Betty.
"Danke", sagte Betty. "Das hast du wirklich toll gemacht."
Wie die Verkleidung entdeckt wurde
"Fängst du mir auch einen Fisch?", bettelte Petty.
"Na klar", sagte Bernie Braunbär, sichtlich stolz auf sich selber.
Er ging ein Stück weiter den Fluss entlang, merkte dann aber, dass er dort nicht so gut an die Fische heran kommen konnte, weil dort das Ufer steiler war. Er kletterte deshalb auf einen großen Baumstamm, der über das Wasser ragte. Darauf balancierte er bis fast ganz zum Ende und beugte sich dann über das Wasser. Der Baumstamm war ganz schön glitschig vom letzten Regen, aber das bemerkte Bernie Braunbär oder besser Lars Langfell gar nicht. Er konzentrierte sich ganz auf das Wasser unter sich und wartete, bis ein großer Fisch dicht am Baumstamm vorbei schwamm. Er beugte sich noch weiter vor und griff ins Wasser. Aber in dem Moment, als er den Fisch zu fassen bekam und sich triumphierend aufrichten wollte, rutschte er auf dem nassen Baumstamm aus und plumpste wie ein schwerer Stein kopfüber in den Fluss.
Als er prustend wieder auftauchte, hörte er das schallende Gelächter der Mädchen. Brauny lachte nicht. Er starrte Lars Langfell dafür vollkommen entsetzt an.
Lars Langfell kletterte aus dem Wasser. Betty und Petty starrten ihn verblüfft an. Dann stöhnten sie enttäuscht und genervt auf.
"Du bist ja gar nicht Bernie Braunbär!", rief Betty gelangweilt.
"Du bist ja nur Lars Langfell!", fügte Petty hinzu. "Du hast dich nur verkleidet, du blöder Weißbär!"
Beide Mädchen wandten sich verächtlich ab und drehten ihm den Rücken zu.
"Ich bin kein Weißbär!", widersprach Lars Langfell und schaute bestürzt an sich herunter. Es stimmte: Er war fast wieder ganz weiß. Das klare Flusswasser hatte den Schlamm fast völlig aus seinem Fell gewaschen.
Verzweifelt schaute er Brauny an. "Hilf mir doch!", sagten seine Augen. "Bitte, bitte, hilf mir!" Er begann wieder zu weinen. "Ich wollte doch bloß so sein wie ihr und mitspielen. Da hab ich mich halt verkleidet, weil ihr mich mit dem weißen Fell nicht gemocht habt", schluchzte er.
Das Gespräch
Brauny versuchte, die Mädchen zu beschwichtigen:
"Wir haben doch grade toll mit Lars Langfell gespielt, oder?", sagte er.
Die Mädchen nickten zögernd.
"Na ja, aber ...", begann Betty.
"Und er hat dir den Fisch aus dem Fluss geholt", fuhr Brauny fort. "Oder etwa nicht?"
"Schon", gab Betty zögernd zu. "Aber, ..."
Diesmal wurde sie von Petty unterbrochen: "Mir hat er keinen Fisch geholt."
"Das hab ich ja gewollt", schniefte Lars Langfell. "Ich hab bloß nicht gewusst, dass der Baumstamm so rutschig ist. Ich kann dir immer noch einen Fisch fangen gehen."
"Genau", sagte Brauny. "Und im Fischefangen ist Lars Langfell doch richtig gut, oder nicht?"
"Doch, schon, aber ...", begann Betty wieder. Sie zögerte, überlegte es sich dann aber anders und sagte nichts mehr.
"Was 'aber ...'?", wollte Brauny wissen.
"Aber er ist doch ein Weißbär", sagte Betty.
"Ich bin kein Weißbär", protestierte Lars Langfell. "Ich bin ein Eisbär."
"Genau", sagte Brauny. "Ein Eisbär, der toll fischen kann. Und ihr habt selber zugegeben, dass wir toll zusammen spielen können."
"Aber im Blätterfangen ist er richtig schlecht", wandte Petty ein.
"Na und?", sagte Brauny. "Dafür kann er besser Fisch fangen als wir. Wir müssen eben neue Spiele ausdenken, die Lars Langfell auch mitspielen kann. Wir können zum Beispiel alle im Moorloch baden und dann um die Wette zum Fluss rennen und da noch mal baden, damit wir wieder sauber werden."
"Ich will mich aber nicht extra dreckig machen und im Moorloch baden, bloß damit der doofe Weißbär mitspielen kann", widersprach Petty bockig.
"Und ich auch nicht", fügte Betty hinzu.
"Das ist doch nicht so schlimm", meinte Brauny. Er wollte nicht so schnell aufgeben. "Das haben wir doch auch schon früher gemacht."
"aber bloß im sommer", protestierte Betty. "Jetzt ist es dafür doch schon viel zu kalt."
"Gestern war's dir auch nicht zu kalt, um im Fluss zu baden", erinnerte sie Brauny. "Und das Wasser im Moorloch ist nicht kälter als das im Fluss."
"aber es ist dreckig", meinte Betty.
"Na und?", gab Brauny genervt zurück. "Sonst hat dich das auch nicht gestört."
"Ich will aber lieber Blätter fangen spielen", beharrte Betty. "Und da kann Lars Langfell nicht mitspielen."
"Doch, kann ich", meinte Lars Langfell. "Ich muss bloß noch ein bisschen üben, dann ..."
"Du hast doch schon die ganze Zeit geübt", schnitt ihm Petty das Wort ab. "Das kannst du nicht und das lernst du auch nicht."
"Na gut", sagte Brauny abrupt und wandte sich ab. "Dann spielt ihr eben weiter Blätter fangen und ich gehe mit Lars Langfell im Moorloch baden."
Er nahm Lars Langfell an die Pfote und bevor die beiden Mädchen noch etwas sagen konnten, war er mit ihm in Richtung Moorloch verschwunden.
"Brauny, warte!", rief Betty und wollte ihnen hinterherlaufen.
"Ach, lass sie doch", meinte Petty. "Wenn sie unbedingt im Moorloch baden und dann dreckig wie die Wildferkel rumlaufen wollen, sollen sie's doch machen. Komm, lass uns Blätter fangen spielen, das ist doch viel schöner."
"Na gut, wenn du meinst", stimmte Betty zögernd zu. Und sie begannen wieder mit dem Blätter-Fangen-Spielen.
Wie Betty und Petty mit Lars Langfell Freundschaft schlossen
Brauny und Lars Langfell hatten inzwischen das Moorloch erreicht und warfen sich sofort mitten hinein. Sie planschten eine ganze Weile darin. Als sie herauskamen, schauten sie einander an und mussten laut lachen.
"Tja, wer von uns ist jetzt wohl der braunere Bär?", grinste Brauny.
"Keine Ahnung", kicherte Lars Langfell. "Und jetzt laufen wir um die Wette?"
"Na klar", sagte Brauny. "Wer zuerst im Fluss ist. Auf die Plätze! Fertig? Los!"
Und schon flitzten sie los.
Betty und Petty sahen die beiden kommen und taten so, als würden sie sie nicht sehen.
Aber Petty flüsterte Betty zu: "Iiiiiiihhhhhhh, sind die aber dreckig!"
Betty nickte und flüsterte zurück: "Aber die sehen total komisch aus mit dem ganzen Schlamm im Fell."
Beide mussten kichern.
Brauny war schneller als Lars Langfell, aber er bremste auf den letzten Metern sein Tempo und ließ Lars Langfell knapp gewinnen. Fast gleichzeitig stürzten sie sich ins Wasser, kamen prustend und lachend wieder heraus und rannten gleich wieder zum Moorloch, um noch mal von vorne anzufangen.
"Das muss doch eigentlich ganz schön viel Spaß machen", meinte Betty. "Wo die so viel lachen dabei ..."
"Ach, die tun doch bloß so, um uns zu ärgern", meinte Petty.
"Glaub ich nicht", meinte Betty.
Sie spielten weiter Blätter fangen, schielten aber dabei immer wieder in die Richtung, aus der Brauny und Lars kommen mussten.
Kurz danach kamen sie wieder zurück. Sie hatten sich außer dem Schlamm, der aus ihrem Fell tropfte, noch mit Blättern und Zweigen dekoriert, die an ihnen hängen geblieben waren.
"Gewonnen!", schrie Lars und stürzte sich ins Wasser, dicht gefolgt von Brauny.
Betty platzte fast vor Lachen.
"Die sehen so komisch aus!", rief sie.
Petty musste mitlachen, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollte.
Als Lars und Brauny wieder auftauchten und die Mädchen lachen sahen, stupste Brauny Lars an.
"Los", flüsterte er. "Jetzt kannst du Petty den Fisch fangen, wie du's ihr versprochen hast. vielleicht machen die Mädchen dann doch noch mit."
Lars beeilte sich und fing einen riesigen Barsch.
Die Mädchen staunten nicht schlecht, als er damit ans Ufer geklettert kam.
Noch mehr staunten sie, als Lars auf Petty zuging und ihr den zappelnden Fisch hinhielt.
"Der ist für dich", sagte er. "Ich hab's dir doch versprochen."
Petty wollte nach dem Fisch schnappen, aber Lars war schneller als sie und zog die Pfote rasch zurück.
"Wenn du ihn haben willst, musst du mich erst mal fangen", erklärte er und flitzte mit dem Fisch im Maul davon.
Petty ließ sich das nicht zweimal sagen und jagte ihm hinterher. Betty Brauny rannten ebenfalls los und so rannten sie alle vier zum Moorloch.
Als die anderen drei dort ankamen, plantschte Lars schon fröhlich im Wasser. Der Fisch, den er gefangen hatte, lag am Ufer und rührte sich nicht mehr.
Petty stürzte sich darauf und fraß ihn sofort mit Kopf, Schwanz und Gräten auf. Dann leckte sie sich zufrieden das Maul.
"Hm, der war aber gut", sagte sie. "Danke Lars."
Lars grinste sie an und kletterte triefnass und schlammbeschmiert aus dem Moorloch.
"Findest du immer noch, dass ich kein richtiger Bär bin?", fragte Lars sie verschmitzt.
"Nein", sagte Petty fröhlich. "Jemand, der so leckere Fische fangen kann, der muss ein richtiger Bär sein.
Und solange du im Moorloch schwimmst, siehst du sogar fast so aus wie wir."
"Genau", pflichtete Betty ihrer Schwester bei. "Und außerdem hätten wir ohne dich unser neues Spiel nicht ausgedacht."
Von diesem Tag an waren sie alle vier Freunde und spielten noch oft zusammen am Moorloch, im Wald und am Fluss.///
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