Die Eule
Flieg, kleine Nachtsängerin,Vogel der tiefen Weisheit,
Jägerin nach winzigen Wesen,
Wächterin der Dunkelheit.
Du bist es, die wir fürchten.
Todesbotin nannte man dich einst.
Doch vielleicht scheuen wir nur dein Element
der Luft, die uns verschlossen ist
und der Finsternis, die wir scheuen.
Vielleicht erinnerst du uns auch zu sehr an unser Erbe,
heiliges Tier der Athene, Göttin der Weisheit und Kreativität,
unserer dunklen, verborgenen, unkontrollierbaren Seiten,
unserer Intuition und Vertrautheit mit dem (Un-)Vergänglichen,
die wir abgespalten haben,
weil sie in der neuen Gesellschaft nicht mehr akzeptiert werden.
Kühl und klar wie unsere Gedanken,
hallt dein Lied über die Berge,
sitzt du in den Ästen über uns
und beobachtest und ängstlichen Nachtwaldwanderer.
Leiser Wind streicht durch dein Gefieder,
bringt die Blätter zum Rauschen,
wiegt dich sanft in der Brise.
Schwester des Mondes, Tochter der Geheimnisse,
flieg und künde uns von deiner unsichtbaren Welt.
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